Wie Shoppen bei BAUR barrierefrei wurde – Behind the Scenes

04. Dez 2025

Wie Shoppen bei BAUR barrierefrei wurde – Behind the Scenes
Wie Shoppen bei BAUR barrierefrei wurde – Behind the Scenes

Dieser Beitrag berichtet davon, welche konkreten Maßnahmen in unserem Online-Shop von BAUR umgesetzt wurden und welche Erkenntnisse Tests mit Betroffenen lieferten. Hier ist Teil 2 zur Barrierefreiheit im E-Commerce.

Achtung, langes, sperriges Wort: Barrierefreiheitsstärkungsgesetz. Was das ist? Diese Frage haben wir bereits in unserem ersten Beitrag geklärt.

Doch blicken wir noch einmal kurz auf die Fakten: In der Bundesrepublik leben insgesamt etwa 13 Millionen Menschen mit Beeinträchtigungen. Davon haben etwa 8 Millionen eine schwere Behinderung – also fast jeder zehnte. Wo es keine Barrierefreiheit gibt, werden diese Personen an einer gleichberechtigten und unabhängigen Lebensführung gehindert.
Das Gesetz soll also ein wichtiger Schritt hin zu echter Inklusion sein.

Bei BAUR begann die barrierefreie Reise nicht erst mit dem Inkrafttreten des BFSG im Juni 2025. Bereits rund zwei Jahre zuvor wurde intensiv daran gearbeitet. Was dabei erreicht wurde? Darum geht es in diesem Beitrag.

Der Start: Wissen als Fundament

Am Anfang stand die Frage: Was bedeutet Barrierefreiheit im Web und welche Technologien stecken überhaupt dahinter? Um diese Basis zu schaffen, wurden die Kolleg*innen von empiriecom geschult, unter anderem mit Kursen wie Introduction to Web Accessibility des W3C. Die Schulungen vermittelten, warum Barrierefreiheit wichtig ist und wie sie allen Nutzer*innen, ob mit oder ohne Beeinträchtigung, zugutekommt.

Parallel dazu analysierte eine Task Force der Otto Group die Anforderungen des Barrierefreiheitsstärkungsgesetz für den deutschen Markt. Expert*innen von empiriecom prüften, welche Punkte für BAUR konkret umzusetzen sind. Aus dieser Analyse entstand ein klarer Plan: Für jede Richtlinie der Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) wurden sogenannte Prüftickets erstellt, die alle Shop-Bereiche abdeckten und in Arbeitspakete für die Teams mündeten.

Die Umsetzung: Kleine Details mit großer Wirkung

Die Anpassungen betrafen viele Details, die im Alltag oft übersehen werden. Farbkontraste wurden optimiert, Markenlogos angepasst, die Navigation vollständig per Tastatur ermöglicht und Alt-Texte verbessert. Alt-Texte sind Textalternativen für Bilder, die eine Beschreibung für Nutzer*innen liefern, die diese nicht sehen können. Besonders Menschen mit Seheinschränkungen sind auf den Browser-Zoom, also eine deutliche Vergrößerung der Inhalte auf der Seite, angewiesen. Das bedeutet, dass sich Texte ohne Qualitätsverlust vergrößern lassen. Buttons, Formulare und Navigation bleiben vollständig nutzbar – selbst bei stark vergrößerter Schrift. Aus diesem Grund wurde auch die Skalierbarkeit von Textgrößen sichergestellt, damit Inhalte bei Browser-Zoom lesbar bleiben.

All diese Änderungen erleichtern nicht nur den Zugang für Menschen mit Einschränkungen, sondern verbessern die Usability (Benutzerfreundlichkeit) für alle Kund*innen.

Hier sind nur ein paar konkrete Beispiele, die umgesetzt wurden:

Interviews mit Kolleg*innen

Es wurden zum Thema Barrierefreiheit im BAUR-Shop Einzelinterviews mit drei Mitarbeitenden der BAUR-Gruppe durchgeführt – eine Person, die vollblind ist, sowie zwei Personen mit Seheinschränkungen.

Ziel war es, ein besseres Verständnis für die Customer Journey – also den Prozess von der Startseite bis zum Kauf eines Produkts – zu gewinnen und praktische Erfahrungen zu sammeln, zum Beispiel im Umgang mit einem Screenreader.

Die Interviews liefen nach einem strukturierten Leitfaden ab. Zunächst wurden die Teilnehmenden gebeten, sich vorzustellen und ihre bisherigen Erfahrungen mit Online-Shops zu schildern. Anschließend ging es in die Praxis: „Stell dir vor, du möchtest ein neues T-Shirt online bei BAUR kaufen. Beschreibe bitte, wie du vorgehen würdest.“
Darauf folgte ein gemeinsamer Durchgang durch den Shop.

Dabei wurden Fragen gestellt wie:

  • Wie ist dein erster Eindruck von der Startseite?
  • Fehlt dir eine Funktion oder Information?
  • Welche besonderen Einstellungen sind für dich wichtig?

Besonders aufschlussreich waren die Erkenntnisse aus dem Interview mit der Person, die bei der Bedienung eines Online-Shops auf einen Screenreader angewiesen ist. Hier zeigte sich, wie wichtig klare Statusmeldungen, korrekte Tab-Reihenfolgen und verständliche Alternativtexte sind.

Tests mit Personen aus der Praxis

Ein entscheidender Schritt war dann die Überprüfung der umgesetzten Maßnahmen in der Praxis. Dafür wurden Usability-Tests mit Menschen durchgeführt, die unterschiedliche Einschränkungen haben. Die Zusammenarbeit mit der Stiftung Pfennigparade in München ermöglichte realistische Testbedingungen: Jede Testperson hat dort einen eigenen Arbeitsplatz, ausgestattet mit individuellen Hilfsmitteln wie fest installierten Tastaturen, speziellen Eingabegeräten oder Screenreader-Software.

Arbeitsplatz 1
Arbeitsplatz 1
Arbeitsplatz 2
Arbeitsplatz 2
Arbeitsplatz 3
Arbeitsplatz 3

Die Testgruppe bestand aus:

  • Zwei Personen mit Seheinschränkungen
  • Zwei Personen mit körperlichen Beeinträchtigungen (z. B. eingeschränkte Beweglichkeit der Hände)
  • Zwei vollständig erblindete Personen, die Screenreader nutzen

Die Tests deckten verschiedene Nutzungsszenarien ab: Produktsuche, Navigation durch Kategorien, Warenkorb-Funktionen und das Ausfüllen von Formularen. Daraus werden beispielsweise Erkenntnisse gewonnen, die in Zukunft direkt in die Optimierung einfließen werden.

  • Screenreader gaben nicht alle relevanten Informationen aus, wie etwa die Anzahl der Suchergebnisse oder die Fehlermeldungen beim Absenden von Formularen.
  • Farbkontraste waren bei starkem Zoom nicht immer ausreichend, was die Lesbarkeit erschwerte.
  • Englische Begriffe führten zu Problemen bei der Sprachausgabe.

Die Feststellungen aus den Tests und Interviews zeigen deutlich: Barrierefreiheit ist kein einmaliges Projekt, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Die Arbeit ist nicht abgeschlossen – im Gegenteil, sie entwickelt sich ständig weiter. Geplant sind unter anderem die Analyse, wie viele Nutzer*innen mit Einschränkungen den Shop besuchen, weitere Interviews mit Personen mit Einschränkungen und natürlich regelmäßige Optimierungen des Shops.


Das Ziel bleibt klar: BAUR muss für alle zugänglich sein – für mehr Inklusion und eine bessere Benutzerfreundlichkeit.

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Autorin
Kim Krappmann

Herzlich willkommen auf unserem JobsBlog der BAUR-Gruppe.
Ich heiße Kim und im Rahmen meiner Ausbildung als Kauffrau im Bereich E-Commerce bei BAUR unterstütze ich derzeit das Team Personalmarketing.
Freut euch auf interessante Blogbeiträge und blickt gemeinsam mit mir hinter die Kulissen unseres Unternehmens. 😊
Viel Spaß beim Lesen!

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