23. Jun 2023
Alkohol, Drogen, Medikamente: Substanzmissbrauch und -abhängigkeit können weitreichende Folgen für das private und berufliche Leben haben. Anlässlich des Anti-Drogen-Tags am 26. Juni bekommt ihr interessante Einblicke in die Suchtarbeit bei der BAUR-Gruppe.
Die Deutschen trinken so viel Alkohol wie kaum ein anderes Land: im Durchschnitt werden pro Kopf rund zehn Liter reiner Alkohol jährlich konsumiert. Damit gehört Deutschland im internationalen Vergleich zu den oberen 10 %! Nun sind natürlich nicht alle Personen, welche Alkohol trinken, abhängig – doch Stress, persönliche Probleme und globale Krisen können die Entstehung einer Sucht begünstigen.
Eine Alkoholabhängigkeit schadet nicht nur der physischen und psychischen Gesundheit, sondern wirkt sich oft auch negativ auf die Arbeit und das soziale Umfeld aus. Um unseren betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine Anlaufstelle zu bieten, ist Bernd Wölkert als Suchtbeauftragter der BAUR-Gruppe im Einsatz.
Hallo, ich heiße Bernd Wölkert und arbeite seit über 20 Jahren bei BAUR. Inzwischen bin ich im 13. Jahr Teil des Betriebsrats und seit 8 Jahren der Suchtbeauftragte der BAUR-Gruppe.
Ich engagiere mich im privaten Bereich ehrenamtlich in der Suchtberatung als Gruppenleiter einer Selbsthilfegruppe. Als mein Vorgänger seine Tätigkeit nicht mehr weiterführen konnte, haben mich Kolleginnen und Kollegen aus dem Betriebsrat angesprochen, ob ich Interesse an der Nachfolge des Suchtbeauftragten hätte – schließlich kannte ich mich durch das Ehrenamt bereits gut mit dem Thema aus.
Grundsätzlich ist die Suchtarbeit von Unternehmen zu Unternehmen sehr unterschiedlich, denn sie steht und fällt mit den zuständigen Personen.
Ich verstehe meine Aufgabe als eine Art Netzwerk, d. h. ich schaffe Verknüpfungen zur professionellen Suchtberatung, zum Entzug und auch einen leichteren Zugang zur Selbsthilfe. Dabei stehe ich in der Mitte zwischen dem Arbeitgeber (Kolleg*innen, Vorgesetzte, Personalbereich), den Betroffenen und dem Hilfenetzwerk.
Betroffene können jederzeit auf mich zugehen und ich biete meine Hilfe an. Besonders schwierig ist meist aber der Schritt sich selbst einzugestehen, dass man ein Problem mit z. B. Alkohol hat und Hilfe benötigt. Die meisten Abhängigen schieben dieses Thema deshalb so lange wie möglich weg, bis es oft auch bereits im betrieblichen Alltag auffällt.
Der überwiegende Teil der Kontakte ist deshalb „erzwungen“, d. h. eine Führungskraft bemerkt Auffälligkeiten oder verändertes Verhalten von Kolleg*innen. Bei einem akuten Verdacht wie z. B. Alkoholgeruch muss die Führungskraft die Kollegin bzw. den Kollegen damit konfrontieren, und daraus Konsequenzen ziehen. Eine eventuelle freiwillige Alkoholkontrolle der Kollegin bzw. des Kollegen kann den Verdacht entkräften! Aus dieser Situation entsteht dann oft ein vertrauliches Gespräch mit mir!
Ich kläre die Betroffenen auf, welche Möglichkeiten für das weitere Vorgehen bestehen und lass sie selbst entscheiden. Grundsätzlich empfehle ich immer auch erstmal zur Suchtberatung zu gehen. Hier biete ich häufig meine Begleitung an, denn der erste Schritt vom eigenen Problem zu erzählen, ist oftmals eine große Überwindung.
Zudem empfehle ich gerne die Orientierungsgruppe in der Suchtberatung. Diese geht über 6-8 Wochen, die Gruppe trifft sich einmal wöchentlich und während dieser Zeit versuchen die Teilnehmer*innen keinen Alkohol zu trinken. Ziel dabei ist es, für sich selbst und von der Suchtberatung eine Einschätzung zu bekommen, was für das weitere Vorgehen notwendig ist. Reicht vielleicht der Austausch mit anderen Betroffenen in einer Selbsthilfegruppe oder braucht es doch professionelle Hilfe in Form einer Therapie? Ich bin sehr überzeugt vom Konzept der Orientierungsgruppe und auch die BAUR-Gruppe als Arbeitgeber wünscht sich die Teilnahme daran. Letztendlich ist es aber immer die freiwillige Entscheidung der Betroffenen. Die Freiwilligkeit ist bei der gemeinsamen Arbeit sehr wichtig, denn ohne wird mir kein Vertrauen geschenkt und ich kann nicht reagieren.
Oft kommen Führungskräfte zu mir und sprechen das Thema an. Ich habe eine sehr gute Broschüre der deutschen Suchthilfe, die gebe ich immer erstmal mit. Als Führungskraft benötigt es aber auch eine Menge Empathie und v a. auch Mut, auf den eigenen Mitarbeiter zuzugehen und sie bzw. ihn auf ein potenzielles Problem anzusprechen.
Besonders wichtig ist es im Umgang mit Suchtkranken, ganz klare Grenzen zu setzen. Fällt einem als Kolleg*in, Vorgesetzte*r oder Familienmitglied eine Abhängigkeit auf, sollte die betroffene Person ganz klar die verschiedenen Möglichkeiten aufgezeigt werden – und deren Konsequenzen aufgezeigt werden! Auch Co-Abhängige können gerne auf mich zukommen und nach Hilfe und Rat fragen.
Als Arbeitgeber möchten wir Verantwortung für unsere Mitarbeitenden übernehmen. Deshalb helfen wir nicht nur Betroffenen, sondern leisten auch Präventivarbeit.
Einmal im Jahr gehe ich mit unseren Azubis in die Suchtklinik nach Hochstadt. Dort bekommen unsere Azubis die Möglichkeit die Einrichtung im Rahmen einer Führung kennenzulernen und mit Therapeut*innen zu sprechen. Außerdem berichten Patienten über ihre Abhängigkeit und Ihren Weg heraus aus der Sucht! Unsere Azubis haben hier die Möglichkeit mit den Patienten ins Gespräch zu kommen.
Schulungen für Führungskräfte sind ein weiterer wichtiger Schritt der Prävention. Hier ist es wichtig zu vermitteln, dass eine Sucht eine Krankheit ist, die nicht auf Knopfdruck abgeschaltet werden kann, sondern professionelle Hilfe braucht.
Hier konnte ich gemeinsam mit den Arbeitgebervertretern ein gutes Netzwerk zu den verschiedenen Hilfe-Einrichtungen aufbauen! So können wir Betroffene unterstützen die Angebote zu filtern und das für Sie notwendige in Anspruch zu nehmen!
Hallo und herzlich willkommen auf dem JobsBlog der BAUR-Gruppe! Ich heiße Sabine und schreibe als Werkstudentin im Team Personalmarketing regelmäßig Blogbeiträge für euch.
Viel Spaß beim Lesen!