Umschülerin Ruth Hagel im Interview

Hallo, ich heiße Ruth Hagel, bin 54 Jahre alt und habe jetzt eine zweijährige Umschulung zur Facharbeiterin für Logistik in der BAUR-Gruppe gemacht. Dort bin ich aktuell in der Versandkontrolle tätig und werde als Vertreterin für den Schichtleiter angelernt. Wenn er also einen freien Tag oder Urlaub hat, übernehme ich seine Aufgaben. Außerdem fange ich im Oktober mit meiner Weiterbildung zur Logistikmeisterin an.

Das war eigentlich mehr Zufall. Ich habe im Internet recherchiert und habe gesehen, dass die BAUR-Gruppe Umschüler sucht. Also habe ich bei Max angerufen, der supernett war und gleich gesagt hat, dass ich ihm meine Bewerbung schicken soll. Elli hat mich daraufhin angerufen und zum Vorstellungsgespräch eingeladen und so hatte ich, nach nur einer einzigen Bewerbung, die Stelle als Umschülerin bei der BAUR-Gruppe.

Als die Corona-Pandemie begann, konnte ich aufgrund der Kurzarbeit und des Sozialplans (ich bin nicht verheiratet und habe keine Kinder) meine Arbeit beim vorherigen Arbeitgeber nicht fortführen. Ich hatte noch einige Überstunden und habe deshalb 3 Monate zu Hause gesessen, um diese abzubauen. Da dachte ich mir: Nein, danach arbeitslos zu Hause sitzen, dass kann es nicht gewesen sein. Ich habe also überlegt, was ich jetzt machen soll, hatte eine Weiterbildung im Kopf und mich deshalb mit dem Arbeitsamt telefonisch in Verbindung gesetzt. Dort wurde mir die Umschulung innerhalb von 10 Minuten bestätigt, sodass ich mich direkt am nächsten Tag bei der BAUR-Gruppe beworben hatte.

Eigentlich läuft sie wie eine ganz normale Ausbildung ab, nur mit dem Unterschied, dass die Dauer verkürzt ist. Während Azubis eine dreijährige Ausbildung durchlaufen, lernt man die Inhalte bei einer Umschulung in ca. 2 Jahren.

Nein, man muss nur lang genug im Arbeitsleben stehen und nachweisen, dass man ohne eine Umschulung keine Chance auf einen Festvertrag hat. Aber in Coronazeiten war klar, dass es mit einer Festanstellung schwierig wird, weshalb mein Antrag ziemlich schnell genehmigt wurde.

Nein, extra Berufsschulklassen für Umschüler gibt es nicht. Ich bin ganz normal mit Auszubildenden in eine Klasse gegangen. Das war natürlich am ersten Tag ein bisschen komisch, weil sie dachten, ich bin die Lehrerin 😀.

Ja und mit Abstand die Älteste. Am Anfang war es schon seltsam. Es war für die Azubis komisch, weil sie nicht wussten, wie sie mit mir umgehen sollen und für mich war es auch ungewohnt. Aber dann haben wir uns gut verstanden.

Ja und man merkt auch, dass viel mehr Berufserfahrung vorhanden ist als bei Azubis. Deshalb habe ich mich auch mit dem Lernen total leichtgetan, einfach weil ich vieles schon wusste. Frisch aus der Schule mussten die Azubis alles erst neu lernen. Nur in einem Fach hatten sie eindeutig Vorteile: Englisch. Ich glaube das war aber auch das einzige Fach.

Ja, bestimmt. Ich mache jetzt auch mit meinem Meister weiter, denn jetzt bin ich im Lernen drin. Die BAUR-Gruppe ermöglicht mir das glücklicherweise – auch wegen meines sehr guten Zeugnisses.

Nein, war es nicht. Es gab einmal eine Situation, da ist jemand von der BAUR-Gruppe gekommen, um die Auszubildende zu holen und ist auf der Suche nach ihr an mir vorbeigelaufen. Er hat sich dann auch hundertmal entschuldigt, aber er hat einfach nicht damit gerechnet, dass die Azubine so alt ist 😀 .

Jedem und jeder, der/die ihren Beruf nicht mehr ausüben kann oder möchte und sich deshalb neu orientieren möchte. Während einer Umschulung verdient man schließlich auch Geld, wobei die Höhe davon abhängig ist, was man vorher beruflich gemacht hat.

Habt keine Angst, auch wenn ihr etwas älter seid. Das beste Beispiel bin ich mit 54 Jahren, denn auch in einem höheren Alter kann man noch immer eine Umschulung machen!